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Hart gegen weich: Design für pflegeleichte Gärten von Tanja Minardo

Tanja Minardo ist Landschaftsarchitektin und schreibtauch für Gartenzeitschriften und hältVorträge über ihre Exkursionen zu historische Gartenanlagen in ganz Europa. Ihr Credo ist es, dass Gärten vor allem dann als pflegeleicht wahrgenommen werden, wenn sie nicht zur Last fallen. Mit dem vorliegenden Band zeigt sie, dass es möglich ist, „lebendige und ganzjährig attraktive Gärten“ (S. 7) anzulegen, an denen man zu jeder Zeit Freude hat. Der Band zeigt, wie man einen individuellen Garten mit „optimiertem Pflegeaufwand“ (S. 7) schaffen kann.

Frau Minardos grundlegender Tipp ist es, den Garten auf Papier zu planen. Daran schließt sich das an, dass man den Traumgarten dann abschnittsweise realisieren kann. Eine gute Planung teilt den Garten in Räume mit verschiedenen Funktionen auf. Jeder Raum kann andere Erfordernisse an die Pflege haben. Dabei wird auch auf die gelungene Verbindung der Räume und die Infrastruktur des Gartens eingegangen. Dazu gehören auch die Dinge, die sich dem Auge des Besuchers entziehen sollen: Kompost, Wasserzuleitungen, Stromleitungen, Werkzeuglagerung,…

Gegen das hartnäckige Vorurteil dass befestigte Flächen pflegeleichtesten seien, benutzt Frau Minardo benutzt das Bild von „harten“ und „weichen“ Elementen im Garten. Pflasterflächen, Treppen und Gestaltungselemente aus Stein sind die „harte“ Ausstattung des Gartens, während Pflanzen den „weichen“ Part darstellen. Was an der Bepflanzung Arbeit macht, ist der Wunsch, ihren „weichen“ Strukturen durch „harte Kanten“ zu begrenzen. In einem weiteren Kapitel wird unter die Lupe genommen, was man von der Gestaltung kommualer Anlagen auf Privatgärten übertragen kann. Dieser Gedankengang überrascht, weil diese Anlagen selten als nachahmenswert für die Wohlfühloase am eigenen Haus gesehen wird, erweist sich aber als stimmig.

Ein Kernelement sind die Vorstellung verschiedener Gartenstile und -themen, die alle nach dem Kriterium ausgewählt sind, dass sich die Pflegemaßnahmen gut bündeln lassen in Bezug auf Zeit- und Maschinen-/Werkzeugbedarf. Dabei wird auch auf Pools und Schwimmteiche und besondere Plflanzengattungen eingegangen. Das Bambuskapitel ist eine hervorragende Pflichtleküre für alle, die glauben, das diese Süßgräser automatisch pflegeleicht sind.

Erst nach den Pflanzen wird auf die Materialien für die befestigen Flächen und die Einrichtung des Gartens eingegangen. Ein nicht ganz alltäglicher Vorschlag ist die einfache Befestigung von Wegen mit einer Schicht Rindenmulch. Im Kapitel Flächen wird auch auf die Optionen Rasen und Wiese eingegangen. Am Ende steht noch ein weiteres Kapitel über Pflanzen. Bei der Pflanzung muss man schließlich die Bodenvorbereitung, den Standort – welche Pflanzen gedeihen dort überhaupt?- und die Zukunft bedenken, weil die Pflanzen unterschiedlich starken und schnellen Ausbreitungsdrang haben.

Das Buch ist ca. 23x29cm groß. Fast jede Doppelseite enthält ein seitenfüllendes Gartenbild nebst einer Bildunterschrift, die das Betrachterauge lenkt und dem eigentlichen Text auf der anderen Seite der in lesefreundliche Abschnitte und knappe Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel aufgeteilt ist. Beigelegt ist ein 46-setiger Praxisteil, in dem auf die wichtigsten Bereiche der Gartenarbeit wie Unkraut, Laub, Düngung und Bewäserung eingegangen wird. Dieses Begleitheft beweist, dass Frau Minardo nicht nur für die Planung am Reißbrett sondern für die Realität im Garten geschrieben hat.

Design für pflegeleichte Gärten richtet sich an Gartenbesitzer*innen und Planer*innen. Es stellt ganz klar die Pflanze als „wichtigste[n] Baustoff in der Gartenarchitektur, ein lebender noch dazu“ (S. 236) in den Mittelpunkt der planerischen Überlegungen. Das Buch kommt aus der Praxis und macht es einfach, auch nicht ganz so offensichtliche Überlegungen zum Pflegeaufwand zu bedenken. Das Buch liefert keine Blaupausen sondern Anregungen für Gärten, die zu jeder Zeit Freude machen. Dafür ist es wichtig, dass man sich die Arbeit im Garten durch Tricks und Kniffe einfach macht. „Faul derfst sein, aber ned bleed!“ sagt man im Süden Deutschlands. Und das ist bei der Gartengestaltung erfüllt, wenn man von Anfang an gut plant und die im Buch genannten Faktoren bedenkt. Mit dem Begleitheft bekommen frischgebackene Gartenbesitzer*innen einen Überblick was sie im Gartenalltag erwartet.

Minardo, Tanja: Design für pflegeleichte Gärten. Becker Joest Volk Verlag, Hilden. 2. Aufl. 2015, 312 Seiten plus 46 Seiten Praxisteil im Begleitheft.

via: https://bjvv.de/Files/Artikelbilder/Design-fuer-pflegeleichte-Gaerten.jpg

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