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Sigri Sandberg: Dunkelheit. Eine Liebeserklärung an die Nacht.

Schon die Ärzte sangen 2003 in bester Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Manier „Die Dämmerung ist die Grenze – hier machen viele kehrt / Das Dunkel birgt Gefahr – wer weitergeht, bleibt nicht unversehrt / Und die Düsternis verspricht und lockt – ich kann nicht widerstehn / Will das Dunkel des Mondes in deinen Augen sehn“ Die Nacht und die Dunkelheit sind faszinierend, ein bisschen gruselig und schon immer Teil unseres Lebens. Seit jeher richtet der Mensch seinen Alltag nach Hell und Dunkel aus, weil es biologisch einfach Sinn ergibt. An den biologischen Grundlagen, die Sigri Sandberg in ihrem Buch erläutert, hat sich nichts geändert. Seit der Industrialisierung haben wir Menschen allerdings angefangen, das Dunkel zu verdrängen, in dem wir fast die ganze Welt in der Nacht mehr oder weniger übermäßig stark ausleuchten. Dunkelheit kritisiert das und zeigt Möglichkeiten, sich vor der Lichtverschmutzung zu schützen und so wieder zu besserem Schlaf und einem gesünderen Tagesrhythmus zu finden. Der Band teilt sich in drei Sorten von Kapiteln: In „Montag“ bis „Freitag“ beschreibt die Autorin, wie sie mitten eine Woche in einer Hütte in Finse verbringt. Finse liegt im Nordosten Norwegens und die kürzesten Wintertage dort sind nicht länger als sechs Stunden. Dazwischen erzählt sie von Christiane Ritter, die in den 1930er Jahren einen Winter auf Spitzbergen verbrachte. Die dritte Sorte Kapitel sind dazwischen eingestreut und widmen sich verschiedenen Aspekten der Dunkelheit: Die Suche nach einer Definition davon, Angst vor der Dunkelheit, Norwegische Künstler und die Dunkelheit, Alpträume, Polarlichter und vieles mehr. Dazwischen gibt es noch einige finnische Gedichte, die sich der Dunkelheit widmen.

Sigri Sandberg schreibt kurzweilig und kenntnisreich. Im Anhang sind ihre Sekundärquellen aufgelistet. Der Band ruft ins Gedächnis, warum die Nacht und die Dunkelheit wichtig für unseren Organismus sind und gibt Tipps, wie man sie mit kleinen und großen Maßnahmen wieder ins eigene Leben holen kann. Der einfachste Tipp ist, abends das Smartphone nicht mit ins Bett zu nehmen, sondern wieder zu einem klassischen Wecker zurückzukehren.

Bei Gartenneuanlagen und Umgestaltungen werden heute oft gleich Lichter oder Leerrohre für die Kabel verbaut. Sowohl von der Terrasse als auch durchs Fenster vermitteln Spots, die das Dunkel erhellen ganz andere neue Ansichten vom Garten. Für die Natur – in dem Fall die Vögel und Krabbeltierchen, die sich im Garten aufhalten – und für unseren eigenen Organismus ist es gut, wenn wir diese Lichter nicht dauerhaft brennen lassen. Eine „freundlichere“ Alternative sind Windlichter mit Kerzen. Sie spenden warmes Licht und man kann sie einfach an andere Stelle versetzen, wenn man andere Bereiche des Gartens in Szene setzen möchte.

Sigri Sandberg: Dunkelheit. Eine Liebeserklärung an die Nacht. Aus dem Norwegischen von Daniela Syczek. München 2022. Taschenbuch, 176 Seiten, 12,00€. Mein Exemplar hat mich in der Bücherei angesprungen und um dort ausleihen zu dürfen, zahle ich 13,00€ pro Jahr.

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